-
Nachlese – Sport und Gesundheit
Nachlese – Sport und Gesundheit

Warum Sport auch für ältere Menschen wichtig ist 

Die Veranstaltung am Montag, 9. Oktober 2017 widmete sich dem Thema "Mein Sport meine Gesundheit mein Leben". Mehr als 70 ZuhörerInnen kamen in die Landessportschule um sich zu informieren, warum Bewegung und sportliche Betätigung auch für Erwachsene im mittleren und späten Alter so wichtig ist.

Fast jeder zweite Deutsche treibt heutzutage kaum oder gar keinen Sport. Ein oft stressiges Berufsleben, anderes Freizeitverhalten oder der Zeitaufwand für Familie und Freunde, aber auch die Tatsache, dass der moderne Mensch oft den ganzen Tag im Auto, am Rechner oder vor dem Fernseher sitzt, sind Gründe von Bewegungsmangel. Ein Zustand, den es zu beheben gilt, weil wir dafür genetisch schlicht falsch ausgerüstet sind. Die aktuellen Zivilisationskrankheiten zeichnen ein entsprechendes Bild und dennoch muss man sich die Frage stellen, ob Bewegung, die oft mit einer sportlichen Betätigung gleichgesetzt wird, wirklich immer auch gesund ist. Viele Studien zeigen, dass Gesundheit und Fitness die zentralen Motive im Freizeit- und Breitensport darstellen und die Möglichkeiten sich zu bewegen schier grenzenlos sind. Die Studien zeigen auch, dass Bewegung die Selbstheilungskräfte des Körpers ankurbelt und Sport – richtig betrieben – unabdingbar zu einem gesunden Lebensstil dazugehört. Regelmäßig moderate sportliche Aktivität, ist einer der wirksamsten Faktoren zum Schutz vor vielen Krankheiten und kann maßgeblich zu einer Verbesserung der Lebensqualität und des Wohlbefindens beitragen.

Ulrich Bock, Leiter der Landessportschule, eröffnete an der Heimstätte des Sports die Veranstaltung. Das Aus- und Fortbildungszentrum bietet unzählige Kurse, Veranstaltungen und Fortbildungen und trägt dazu bei, die Stadt Albstadt nicht nur im Ländle sondern weltweit bekanntzumachen. In Vertretung vom Oberbürgermeister Konzelmann fand anschließend Jo Triller, Leiter des Amtes für Familie, Bildung, Sport und Soziales, den passenden Übergang zum nachfolgenden Vortrag und betonte, wie wichtig aus seiner Sicht das sportliche Treiben ist.

Prof. Dr. Ansgar Thiel, Direktor des Instituts für Sportwissenschaft und Leiter des Arbeitsbereichs "Sozial- und Gesundheitswissenschaften des Sports" an der Eberhard-Karls-Universität Tübingen, ging bei der Veranstaltung humorvoll und lebhaft auf die Vorzüge des Alterns und die notwendige (sportliche) Bewegung für ein hohes Alter ein. Ansgar Thiel hat mehr als 180 Artikel in Journalen, Sammelbänden und Handbüchern als Autor und Ko-Autor veröffentlicht. Darüber hinaus war er Herausgeber und Mitherausgeber von mehreren Sammelbänden in den Bereichen Sport- und Gesundheitssoziologie sowie Bildungsforschung. Seit 2014 ist Ansgar Thiel Editor-in-chief des European Journal for Sport and Society (Routledge) und Mitglied im Wissenschaftsforum des Württembergischen Landessportbundes. Sein breites Fachwissen und der immer wieder praxisbezogene Vortrag begeisterte die Anwesenden, die sich nicht scheuten, auch an praktischen Übungen teilzunehmen.

"Best ager warum körperliche Aktivität und Sport gerade für Erwachsene im mittleren Lebensalter so wichtig ist" war sein Thema sein, in dem er auf unterhaltsame Weise darlegte, warum Sport und körperliche Aktivität als Mittel zur Bewältigung von Erkrankungen und zum Erhalt von Mobilität und Autonomie wesentlich sind und warum schon fünfzehn Minuten Sport täglich ausreichen, um fit zu bleiben. Mit Blick auf die ständig steigende Lebenserwartung, die jedes Jahr des Erlebens um drei Monate steigt, schweifte Prof. Thiel auch auf die politische Schiene über und stellte nachvollziehbar dar, dass - und nicht nur wegen der ins Alter kommenden geburtenstarken Jahrgänge – auf die Gesellschaft große Belastungen zukommen werden. Beispielhaft zeigte er auf, dass einem das persönliche Altern meist gar nicht auffalle und mit ein paar gymnastischen Übungen ließ er die ZuhörerInnen dies auch gleich fühlen. Die Muskulatur, allen voran die Beinkraft, bildet sich bis zum 70. Lebensjahr zurück. Eindrucksvoll wurde dies den Mitmachenden bewusst, als sie versuchten, bei geschlossenen Augen die Balance auf einem Bein zu halten. Sein Appell, dass wir alles dafür tun müssten fit zu bleiben, um der nachkommenden Generation nicht zur Last fallen und uns selbst versorgen können, fand breites Interesse. Dabei ging er darauf ein, dass es nicht gleich Sport sein müsse, es sei allein die regelmäßige und tägliche Bewegung, auf die es ankomme. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) geht von wöchentlich 150 Minuten moderater aktiver Bewegung aus, positive Effekte brächten aber schon 15 Minuten jeden Morgen. Diese Viertelstunde kann das Leben im Durchschnitt um drei Jahre verlängern. Nur etwa die Hälfte der 60- bis 69-Jährigen achtet laut Deutscher Gesundheitsstudie darauf, sich ausreichend zu bewegen. Dabei kommt es für jeden einzelnen darauf an, sich individuell realistische Ziele zu setzen und in den Tagesablauf zu integrieren. Am Ende seines Vortrags äußerte er noch einen Wunsch, dem Sportunterricht an Schulen mehr Gewicht zu geben, vielleicht gar zum Hauptfach zu machen.

Interessante Einblicke zum Vortrag von Prof. Dr. Thiel können hier abgerufen werden.

Im Anschluss diskutierte Professor Thiel mit Elvira Tennant, Lufthansa-Flugbegleiterin aus Albstadt, und Christoph Straub, Direktor des staatlichen Seminars für Didaktik, über deren sportliche Betätigung. Gleichzeitig bestand die Möglichkeit bei Frau Dr. Ute Streicher von der AOK - Die Gesundheitskasse eine Körperfettmessung durchzuführen. Die AOK hatte dankenswerter Weise das Honorar von Professor Thiel übernommen und großes Interesse an einer Weiterführung der Impulse-Veranstaltungen bekundet.

Sollten Sie weitere Informationen über die einzelnen Veranstaltungen benötigen oder sich über die Veranstaltungsreihe informieren wollen: Ansprechpartnerin ist Frau Dorothee Hummel-Wagner
(Tel.: 07431 – 1602514).