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Gesang
Gesang

Die Stimme 

Mit seiner Stimme besitzt der Mensch das kostbarste Musikinstrument überhaupt. Ohne sie könnte er weder sprechen noch singen, also keine Töne hervor bringen, er wäre eines wesentlichen Teils seiner Persönlichkeit beraubt.
Im Gegensatz zu allen anderen Instrumenten können wir beim Singen durch die enge Verbindung von Wort und Ton unsere Gefühle und Gedanken am unmittelbarsten musikalisch ausdrücken. Die Stimme ist neben ihrer Expressivität gleichzeitig das zerbrechlichste Instrument überhaupt. Deshalb muss die Ausbildung besonders behutsam und pädagogisch einfühlsam erfolgen und sowohl die Lehrkraft als auch der/die Schüler/in sollte die wichtigsten Zusammenhänge über Bau und Funktionsweise der Stimme kennen.
Als Stimmapparat bezeichnen wir alle Organe, die an der Stimmbildung beteiligt sind: Lunge, Zwerchfell, Luftröhre, Brustkorb („als Blasebalg“), Kehlkopf und Stimmritze zur Tonerzeugung („Klangschmiede“- Vokaltrakt), Mund: Gaumen, Zunge, Lippen sowie Nasenhöhle und Kehle zur Artikulation und der Resonanz.
Das „Wunderwerk“ Stimme reagiert unmittelbar– wir stellen uns einen bestimmten Vokal, eine bestimmte Tonhöhe und Lautstärke vor und schon werden im Kehlkopf und Vokaltrakt alle Voraussetzungen für den gewünschten Ton geschaffen, ja sogar die Atmung stellt sich hierauf ein, sofern die Muskulatur nicht gestört ist. Doch genau dieser Umstand kann sehr schnell eintreten durch falsche Gewohnheiten und durch eventuelle Verspannungen der vielen angrenzenden Hilfsmuskeln (Kau-,Schluck- und Gesichtsmuskeln). Auch Verspannungen im Bereich der Hals-, Schulter- und Rückenmuskulatur können die Qualität sowohl der Sing- als auch der Sprechstimme erheblich beeinträchtigen. 

Für die gesunde Balance im Muskelspiel sorgen Stimmbildner/ innen und Gesangslehrer/innen ebenso wie für die Reparatur bei „Betriebsstörungen“. Dann kann Jede/r singen – ob hoch oder tief, ist nur noch eine Frage der Beschaffenheit seine/r Stimmlippen. 

Die Kinderstimme
Der gesunde Einsatz der Sprech- und Singstimme ist ein komplexer Vorgang und das Beherrschen lernen dieser Stimmfunktion ist ein hochsensibler Entwicklungsvorgang in den ersten Lebensjahren.
Daraus folgt: Da die Kinder immer früher in die Kindertagesstätten kommen und zu Hause immer weniger gesungen wird, tragen die pädagogischen Fachkräfte eine immer größere Verantwortung. Um aber mit Kindern richtig zu singen (und zu sprechen), müssen die Erzieher/innen neben dem Wissen um die Zusammenhänge selbst stimmliches Vorbild sein:

  • Nachahmung ermöglichen – Erwachsene müssen so vorsingen, dass Nachahmung stimmbildnerisch förderlich ist
  • immer in der „guten Lage“ der Kinder singen – sie also nicht in die eigene tiefere Lage hinunter zwingen, sondern zu ihnen „hinauf singen“
  • geeignete Begleitinstrumente verwenden – weiche Klänge, Gitarre nur, wenn sie nicht zu tief und nicht zu laut gespielt wird (Kapodaster verwenden) 

Mehr Rüstzeug für den Umgang mit der Kinderstimme erhalten Erzieher/innen und Lehrkräfte beim Selber – Singen in einem guten Chor und/oder (in Stimmbildungs-einheiten einzeln oder in Gruppen) bei erfahrenen GesangspädagogInnen (z.B. Flex-Angebote) 

Die Jugendstimme
So wie die Kinderstimme ist auch die Jugendstimme einer ständigen Wandlung unterworfen: Einerseits durch das Körper-wachstum und den damit einhergehenden dauernden Veränderungen der Größen-verhältnisse, andererseits durch den Einfluss der Hormone – den Jungen „bricht“ die Stimme, die wir als Mutation bezeichnen. Das kann einige Wochen oder Monate dauern. Bei den Mädchen ist die Mutation – in abgeschwächter Form – ebenso zu beobachten. Die Stimme klingt behaucht und ist weniger belastbar. Doch gerade in diesem Alter werden die Popsongs am liebsten nachgesungen – was aber einer trainierten Stimme (z.B. im Kinderchor/ Gesangsunterricht/ Stimmbildung) nichts ausmacht, kann der untrainierten Stimme dauerhaften Schaden zufügen. Singen ist in erster Linie Muskelarbeit – die wirklichen Stars haben meist jahrelanges Training hinter sich – einige sind allerdings (dennoch) stimmkrank...
Die Medien spielen überhaupt in unserem Alltag und bei der Ausprägung sängerischer Neigungen eine große Rolle. Doch nicht alles, was in den Medien zu hören ist und erfolgreich zu sein scheint, ist empfehlenswert: Nicht die zu tief gegrölten oder geplärrten Kinderlieder im immer gleichen und viel zu lauten Popsound, nicht der z.T. bedenkliche Umgang mit der Stimme auf der Suche nach „Superstars“. Jedoch ist grundsätzlich jede Stilrichtung mit jeder Stimme möglich, solange diese dabei keinen Schaden nimmt. 

Die Erwachsenenstimme
Die Seniorenstimme
Vom Ende der Postmutationsphase bis zum Beginn der stimmlichen Altersveränderungen ist eigentlich die Hochleistungszeit unserer Stimme. Der Stimmumfang erreicht seine größte Weite, unsere Lebenserfahrungen spiegeln sich auch in der Klangfarbe (Timbre) der Stimme wider. 

Stimme –Stimmung – stimmig - unstimmig
Wie unser ganzer Körper, ist unsere Stimme einem Alterungsprozess unterworfen – die Schleimhäute werden trockener, die Stimme ist nicht mehr so modulationsfähig, der Stimm-umfang nimmt ab. Die Atmung wird u.U. flacher, wir werden also kurzatmiger. Wer das Glück hat, in einem guten Chor zu singen, in dem Stimmbildung zum chorischen Alltag gehört, kann diesen Prozess lange hinaus zögern.
Wer regelmäßig singt, tut also auch etwas für seine Gesundheit:

  • das seelische Gleichgewicht wird erhalten bzw. wieder hergestellt –Singen setzt Glückshormone frei
  • die Atmung und damit die Durchblutung wird aktiviert
  • die Hirnaktivität bleibt länger erhalten, somit wird dem Alterungsprozess vorgebeugt
  • aufrechte Haltung ist nicht nur dem Singen dienlich, sondern der gesamten Muskulatur überhaupt 

Fazit:
Zum Singen ist es nie zu spät und nie zu früh... 

Beginn: Einzel- Stimmbildung/Gesang ab ca. 8 Jahren
Kindergesangsensemble „Le rondinelle“ ab ca. 5 Jahren (nach Beratung durch die Lehrkraft)
Kinder- und Jugendgesangsensemble „canto allegro“ ab ca. 8 Jahren
Jugend- und Erwachsenengesangsensemble „cantabile“ ab ca. 14 Jahren 

Unterricht: Einzeln oder in Gruppen, Unterrichtseinheiten à 30 min /45 min oder 60 min sowie „Flex-Unterricht“